Das merken wir doch meist erst dann, wenn uns der „Atem stockt“ oder es uns den „Atem verschlägt“ und wir deutlich wahrnehmen, wie wichtig ein tiefer regelmäßiger Atem ist und was es mit uns macht, wenn er fehlt.
Atmen ist nichts, was einfach nebenbei passiert, sondern jeder Atemzug hat etwas ungeheuer Kraftvolles: Er verbessert unter anderem die Versorgung der Muskulatur und kann uns entweder energetisieren oder beruhigen. Das Atemtempo hat direkte Auswirkungen auf unsere Gefühle, eine Erkenntnis, die wir neueren Forschungen der Neurologie verdanken.
Atmen ist nicht allein die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff, der Atem verbindet unsere Innen- mit der Außenwelt. Wir reagieren auf Impulse von außen mit einem veränderten Atemrhythmus, an unserem Atem kann man erkennen, wie es uns geht. Aber umgekehrt können wir mit einem bewussten Atem die Atmosphäre in einem Raum beeinflussen – etwas, das wir oft in einer Yogaklasse erleben können.
Leider haben wir heute häufig den Zugang zu einem bewussten Atem verloren oder ein Problem, tief zu atmen, was auch am Schönheitsideal in unserem Kulturkreis liegt. Ein flacher, straffer Bauch gilt als attraktiv und erstrebenswert, macht einen tiefen Atem aber meist unmöglich.
Im Yoga hingegen erlauben wir uns, unseren Atem und sein Muster wieder bewusst wahrzunehmen, ihn zu erforschen, ihm Raum zu lassen und vielleicht auch zu lenken. Wir spüren, wie die Luft in uns ein- und ausfließt, welche Qualität dieses Atmen hat und machen uns bewusst, wie jeder Atemzug das Innere mit der Außenwelt verbindet.
Ein Geschenk, das wir uns immer wieder aufs Neue machen können.
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