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Yoga gegen Burnout: Mit Achtsamkeit aus der Erschöpfungsspirale

Du fühlst dich ausgebrannt? Am Ende deiner Kräfte? Du bist ständig müde, antriebslos und erschöpft? Alles ist dir zu viel? Dann könnte ein Burnout dahinterstecken.

Beim Burnout denken wir meist an viel beschäftigte Manager, doch er kann jeden treffen: die Teilzeit arbeitende Mutter ebenso wie den in Vollzeit berufstätigen Single.

Gefährdet ist, wer sich von den Verpflichtungen des Alltags permanent überfordert fühlt. Wer ständig versucht, sämtlichen Erwartungen gerecht zu werden – sei es, die Präsentation im Job pünktlich fertig zu stellen, nach der Arbeit noch schnell den Einkauf zu erledigen oder am Abend die Kinder bei den Hausaufgaben zu betreuen. Wer die eigenen Grenzen dauernd missachtet, stets Höchstleistungen vollbringt, sich selbst immerzu antreibt - und dabei nichts außer Acht lässt. Außer sich selbst.

 

Dauer-Stress ist ungesund

Die TK-Stressstudie 2021 hat ergeben, dass fast jede dritte Frau und jeder fünfte Mann im Jahr 2021 extremen Stress erlebt hat. Doch wenn der Stress das Leben bestimmt und die Ressourcen nicht ausreichen, um die Akkus wieder zu füllen, ist die Erschöpfung vorprogrammiert.

Evolutionär betrachtet sicherte uns die automatisch ablaufende Stress-Reaktion unseres Körpers das Überleben. Wenn Gefahr droht, schaltet unser Organismus in Sekundenbruchteilen in einen Kampf- oder Flucht-Modus um: Der Blutdruck steigt, die Muskelspannung erhöht sich, die Verdauung stockt, wir atmen schneller. Leider unterscheidet unser Körper nicht zwischen realer Gefahr und dem Stress, den wir empfinden, wenn unsere To-Do-Liste kein Ende nimmt. Wir leben in einer Dauer-Stress-Schleife. Mit allen negativen Konsequenzen.

 

Wie äußert sich ein Burnout?

Ein Burnout macht sich meist durch große emotionale und körperliche Erschöpfung bemerkbar. Du hast das Gefühl, dass dir alles über den Kopf wächst, du nichts und niemandem mehr wirklich gerecht wirst – sei es Job, Familie oder Haushalt. Du bist unkonzentrierter, schneller gereizt, vergesslicher und insgesamt weniger leistungsfähig. Selbst Dinge, die dir eigentlich Spaß machen, erscheinen dir anstrengend und belastend. Auch psychosomatische Beschwerden können auftreten, wie Muskelverspannungen, Rückenschmerzen oder Kopfschmerzen. Bei diesen Warnzeichen ist es höchste Zeit etwas zu verändern.

 

So kann Achtsamkeit dir helfen, aus der Stress-Spirale auszusteigen

Aus der Sicht des Yoga ist beim Burnout etwas aus der Balance geraten. Sattva, der ausgeglichene Zustand, ist verloren gegangen. Körper und Geist stehen dauerhaft unter Strom.

In dem getriebenen Zustand des Dauer-Stresses handelst du permanent im Autopiloten. Du entwickelst einen Tunnelblick. Selbst Momente des Glücks übersiehst du - wie einen wunderschönen Sonnenaufgang oder den Morgentau auf den Blättern im Garten. Wichtig wäre es jetzt, die Stress-Reaktion zu durchbrechen. Dir bewusst Zeit zu nehmen für aktive Entspannung. Hier kommt die Achtsamkeit ins Spiel. Achtsamkeit hilft, den Autopiloten zu verlassen, die eingeschliffenen Automatismen zu durchbrechen.

Yoga bietet viele Facetten, um dein aus dem Gleichgewicht geratenes Nervensystem wieder auszubalancieren. Im Yoga lernst du, den jetzigen Augenblick wieder mit bewussten Sinnen wahrzunehmen, so wie er ist. In diesem Moment endet die Stress-Reaktion.

Wenn du regelmäßig Achtsamkeit praktizierst, übst du dich in Gelassenheit und innerer Ruhe. Wie schon Patanjali in seinen Yoga Sutren schrieb - „Yoga citta vritti nirodha“ (1) – was frei übersetzt so viel bedeutet wie „Yoga bringt die Gedanken des Geistes zur Ruhe“.

In Yoga Studios wird oft eine wunderschöne Metapher erzählt: Wenn das Wasser eines Sees aufgewühlt ist, kann man nicht tief blicken. Wenn die Oberfläche jedoch still da liegt, dann kann man bis in die Tiefe sehen. So verhält es sich auch mit unserem Geist. Wenn wir im Dauer-Stress-Modus sind, unsere Gedanken umherwirbeln und wir nur noch automatisch handeln, erkennen wir die Ursachen unseres Leidens oft nicht. Es braucht erst die Ruhe, um klarer und wieder bis auf den Grund zu sehen.

Achtsamkeit hilft auch, mitfühlend mit dir selbst umzugehen. Zu erkennen, wann es genug ist, wann es mal Zeit ist, dir eine Pause zu gönnen. Oder ob es wirklich notwendig ist, jeder Erwartung gerecht zu werden. Du gewinnst Abstand und erkennst die eigenen Muster leichter.

Damit du die positiven Wirkungen des Yoga spüren kannst, ist es wichtig, auf der Matte nicht dem eigenen Perfektionsstreben zum Opfer zu fallen: Das Ziel ist es nicht, die Asana XY perfekt auszuführen oder alle Power-Yoga Posen hintereinander abzuspulen. Und damit das Leistungsstreben vom Büro in die Freizeit zu übertragen. Viel wichtiger ist es, von innen heraus  zu spüren. Achtsam zu sein. Den Atem, die Gedanken und Emotionen bewusst wahrzunehmen. Dann entfaltet Yoga seine Wirkung als ganzheitliches System. Dann bringt es Körper, Geist und Seele in Balance.

Was du sonst noch tun kannst, um deine psychische Widerstandskraft zu stärken, verrate ich dir in meinen Tipps:

 

Was hilft gegen Überlastung? Tipps für ein entspannteres Leben

1.  Entlarve deine persönlichen Belastungsfaktoren:

  • Was genau verursacht dir Stress?
  • Was empfindest du als belastend?
  • Ist es dein persönlicher Leistungsanspruch?
  • Hast du generell zu viel zu tun?
  • Hast du Sorgen oder belasten dich Konflikte?

Auch Gedanken verursachen Stress. Negative Erwartungshaltungen oder Schuldgefühle beispielsweise. Meist sind es mehrere Faktoren, die zusammenkommen.

2. Wie äußert sich diese Belastung bei dir? Emotional, körperlich, geistig – welche Gedanken gehen dir durch den Kopf? Was tust du? Kannst du erste Anzeichen für Stress an dir wahrnehmen? Meditation hilft dir, die eigenen Gedanken und Emotionen klarer zu sehen.

3. Finde deine Kraftquellen und plane regelmäßige kleine Auszeiten in deinen Alltag ein: Nimm dir zwischendurch Zeit für eine Yoga-Asana, die du achtsam ausführst. Überlege, was dir gut tut! Und lege eine Liste an mit allem, was dir Kraft spendet. Insbesondere die kleinen Dinge, die du gut im Alltag unterbringen kannst: Wie ein Spaziergang, ein Telefonat mit einer guten Freundin oder eine Meditation vor dem Zu-Bett-gehen. Baue mindestens einmal täglich ein solches Ritual in deinen Alltag ein. Auch und gerade dann, wenn du glaubst, dafür keine Zeit zu haben.

4. Plane regelmäßig achtsame Momente wie kurze Atempausen in deinen Alltag ein. Atemübungen sind ein wunderbares Instrument, um deinen Geist zur Ruhe zu bringen und aus dem Karussell der ellenlangen To-Do Liste einmal auszusteigen. Eine Mini-Atem-Übung kannst du jederzeit einsetzen – im Meeting im Büro, in der Warteschlange im Supermarkt oder wenn deine Kinder sich zanken. Atme dafür einfach tief ein und aus - gerne mit geschlossenen Augen. Und zähle dabei mehrmals ein- und ausatmend bis vier. Das schafft Abstand und hilft, deinen Kopf wieder frei zu bekommen.

5. Lege dein schlechtes Gewissen ad acta. Es ist nie genug Zeit, um alle Aufgaben in deinem Leben perfekt zu erledigen. Erlaube dir selbst, es dir zwischendurch ganz ohne schlechtes Gewissen richtig gut gehen zu lassen.

6. Reserviere täglich Zeit nur für dich – egal wie viel du sonst noch zu tun hast. Schraube zu hohe Ansprüche herunter. Setze Prioritäten. Perfektionismus ist ein typischer Stressverstärker, der uns zu Höchstleistungen antreibt. Doch, wenn du immer alles hundertprozentig machen, stets alleine bewältigen möchtest und schlecht „Nein“ sagen kannst, rutschst du schnell in die Erschöpfungsspirale.


Yoga schenkt neue Energie

Eines ist wichtig zu wissen: Yoga ersetzt nicht die psychotherapeutische Behandlung, wenn du bereits mitten in einem Burnout steckst. Aber du findest dank Yoga leichter wieder in deine Kraft.

Denn Yoga ist eine wunderbare Quelle für mehr Achtsamkeit – auf der Matte wie im Leben. Die indische Lehre stärkt deine Widerstandskraft und fördert deine Stress-Resilienz. Sie bringt Balance in dein vegetatives Nervensystem.

Um es mit den Worten von Jon Kabat-Zinn, dem Begründer der achtsamkeitsbasierten Stress-Reduktion (MBSR) abzuschließen „[…] das Bemerkenswerte am Yoga [ist], dass man sich hinterher wie neugeboren fühlt, selbst wenn man vorher völlig erschöpft war.“ (2)

In diesem Sinne: Do more Yoga!

 

 

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Zitat-Quellen:

(1) Patanjali: „Das Yogasutra“. Von der Erkenntnis zur Befreiung. Einführung, Übersetzung und Erläuterung von R. Sriram. Bielefeld: Theseus in J. Kamphausen Verlag, 2006. Kapitel 1, Vers 2. S.32.

(2) Jon Kabat-Zinn: „Gesund durch Meditation. Das große Buch der Selbstheilung.“ München: Knaur Taschenbuch, 2011. S. 103.

Foto: "iStock.com/Kateryna Onyshchuk"